Igeltreppe, Winterquartier & Co. – 3 Tipps, mit denen du du Igeln im Herbst hilfst

Heute morgen war es wieder soweit: Beim morgendlichen Rundgang durch den Garten hörten wir ein leises Schnaufen von Nachbars Kellertreppe! Ein ungewöhnliches Geräusch am Morgen, denn eigentlich sind die „Schnaufer“ abends und nachts unterwegs, um sich ihren Wintervorrat zuzulegen.

Auch viele Jungigel, die ihren ersten Winter vor sich haben, kann man jetzt sichten. Sie sind besonders aktiv, da es für sie im wahrsten Sinne um Leben oder Tod geht. Etwa 60% der kleinen Igel überleben ihren ersten Winter nicht und so sind wir immer froh, auch kleine Kandidaten an unserer Futterstelle zu sehen.

Jungigel

Zurück zur Kellertreppe – wer saß da schon wieder ? „Unser Paul“! Mittlerweile haben wir ihn das dritte Mal dort gefunden und deshalb machen wir auch morgens unsere Igelrundgänge.

Er hat sich in den letzten Wochen bei uns einen guten Speckmantel angefressen und auch ab und zu seinen Tagschlaf bei uns im Igelhaus gehalten.

Und jetzt sitzt er am Fuß der Kellertreppe auf den kalten Fliesen und kommt nicht mehr zurück in den Garten!

Igel im Kellerschacht

Was tun? Handschuhe an, Igel vorsichtig hochnehmen, ein bisschen „ermahnen“, dass das keine gute Idee gewesen ist, und ihn dann in eine ruhige Ecke in die Nähe des Igelhauses setzen. So kann er noch ein wenig schlafen, bevor er in der Abenddämmerung wieder auf Nahrungssuche geht.

Besonders jetzt können Igel im Garten unsere Hilfe gut gebrauchen. Wie du Igeln im Herbst helfen kannst, zeigen dir diese Ideen:

Tipp #1: Eine Igeltreppe bauen

Da auch bei uns schon ein Igel an der Kellertreppe festsaß, sind wir vor einigen Wochen losgezogen, haben uns Steine besorgt und kleine Zwischenstufen auf unsere Treppe gelegt.

Igeltreppe bauen

Es ist eine richtige Igeltreppe geworden und seitdem mussten wir bei uns auch keine „Rettung“ mehr durchführen. Es ist ein kleiner Aufwand, die Treppen igelsicher zu machen und es hilft den Igeln, auch den Kleinen, sich selbst aus brenzligen Situationen zu befreien.

Außerdem solltet ihr Teiche und Gewässer mit einer Ausstiegshilfe aus Holzbrettern versehen und keine Plastikschutznetze über Beeten in Bodennähe spannen.

Ausstieg am Teich für Igel

Tipp #2: Die Igel im Herbst füttern

Im Herbst gehen alle Igel auf Nahrungssuche. Besonders junge Igel sind darauf angewiesen, sich in kurzer Zeit ein Gewicht von über 500 Gramm anzufressen, damit sie ihren ersten Winter überstehen. Sie werden in der Regel im August geboren und gehen spätestens Ende November in den Winterschlaf.

Wenn wir nicht schon den Igeln im Sommer über zufüttern, stellen wir spätestens im September eine große, flache Futterschale (und Wasser!) für die Igel auf.

Ganz wichtig: Igel dürfen auf keinen Fall Milch bekommen, da sie den Milchzucker nicht verdauen können und davon krank werden!

Wir füttern ein speziell von Igelexperten empfohlenes Baby-Katzenfutter, dass in seiner Zusammensetzung und im Proteingehalt für Igel besonders geeignet ist.

Auch geeignet ist ungewürztes Rührei mit etwas Öl. Das machen wir ihnen manchmal abends frisch und freuen uns, wenn es sich die Igel richtig schmecken lassen.

Igeln im Herbst helfen

Wichtig ist es, mit der Fütterung aufzuhören, sobald es nachts richtig kalt wird – etwa ab Mitte November. Denn sonst kommt der Igel immer wieder zur Futterstelle und setzt im schlechtesten Fall seinen Winterschlaf deswegen komplett aus.

Wenn kein Futter mehr zu finden ist, suchen sie sich einen gemütlichen und geschützten Ort und igeln sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ein. 

Tipp #3: Ein Winterquartier für Igel bauen

Es gibt viele Anleitungen oder Bausätze, mit denen du ein Winterquartier für Igel aus Holz oder Steinen bauen kannst. Auch eine Igelburg aus Laub und Ästen ist ein idealer Überwinterungsplatz.

Paula Igel im Garten Igelhaus

Das ist nicht nur eine schöne Aktion mit Kindern am Wochenende, sondern auch wichtig, wenn ihr eurem Igel im Garten helfen möchtet.

Ein naturnaher Garten im Herbst bietet geeigneten Unterschlupf in Hecken oder wilden Ecken und damit wichtige Lebensräume. In einem igelfreundlichen Garten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr dauerhaft Igel als Mitbewohner habt und die stacheligen Tiere mit euren Kindern beobachten könnt.

Igel Unterschlupf

Sie alle suchen sich im Herbst einen Schlafplatz, an dem sie bis zu fünf Monate überwintern. Ihre Körpertemperatur sinkt auf bis zu 5 Grad, sie atmen nur noch etwa 13 Mal pro Minute und ihr Herzschlag geht auf 2-12 Schläge pro Minute zurück. So verbrauchen sie nur noch wenig Energie und dank des Speckmantels verhungern gesunde Igel (eigentlich) nicht. 

Damit sie es gemütlich haben, suchen sie sich einen trockenen, wind- und wettergeschützten Ort. Sie rollen sie sich in Laub, Stroh und anderen Materialien so ein, dass sie wie in einem dicken Mantel liegen. Wir sind immer überrascht, wenn wir im Frühjahr die Igelhäuser reinigen, wie fest die Kugel ist, in der sie schlafen.

Igelnest

Solltet ihr im Herbst tagsüber oder besonders in der Winterschlafenszeit umherirrende oder verletzte Igel finden, schaut euch diesen Notfallplan des Igelvereins Stuttgart und Umgebung e.V. an und kontaktiert eine der vielen Igelschutzstellen.

Unterkühlte Igel wärmt ihr unter einer Wärmelampe oder mit einer lauwarmen Wärmflasche vorsichtig auf. Anerkannte Igelstationen kennen sich mit der Behandlung von Igeln bestens aus – ihr findet eine Karte der Pflegestellen bei pro-igel e.V.

Wir freuen uns jetzt schon auf die Frühlingszeit, wenn wir unseren Paul nach dem Winterschlaf wiedersehen. Es ist dann zwar um einiges leichter, wird sich aber umso mehr über ein frisches Rührei freuen!



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